![]() Die Verteidigung des Menschen
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2. Auflage Dezember 2012
Copyright: 2012 Rowohlt Berlin Verlag GmbH, Berlin |
"In der Religion hat die Menschheit angefangen,
die großen Fragen zu stellen: nach Tod und Unsterblichkeit, nach
Schuld und Vergebung, nach dem Universum. Religion kann die Wirklichkeit
kathedralenartig überwölben, aber auch umstürzlerisch über
sie hinausdrängen; sie hat Herrscher gesalbt - und Revolutionen beflügelt.
Religion ist Fest - und Alternative. Wir haben uns angewöhnt, in ihr
eine niederdrückende und bevormundende Kraft zu sehen. Der Fall Galilei
und das Verbot der Pille sind die Muster. Die Enge im Namen des Glaubens
gibt es, genauso wie es den Terror im Namen des Glaubens gibt, und beide
sind schrecklich. Aber in ihrem Wesen, als menschliches Grundbedürfnis,
ist Religion nicht Beschränktheit, sondern Weite"
Eine bisweilen hysterische Angst vor der
Religion geht bei uns um - vor muslimischen Kopftüchern, Moscheen
und Minaretten, vor bibeltreuen US-Reaktionären und einem stockkonservativen
Papst, vor befremdlichen Bräuchen wie der Beschneidung. Zur Furcht
kommt die Ignoranz: Aus dem herrschenden Bewusstsein ist die Glaubenstradition
weithin verschwunden, auch die christliche. Wir leben nicht nur in einer
Gesellschaft mit wachsender Religionsfeindschaft. Wir steuern auf eine
Kultur des religiösen Analphabetismus zu.
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Der Autor:
Jan Roß, 1965 in Hamburg geboren, ist Redakteur der "Zeit" und für die Koordination der außenpolitischen Berichterstattung zuständig. 1998 erschien "Die neuen Staatsfeinde", 2000 "Der Papst. Johannes Paul II. - Drama und Geheimnis ", 2005, gemeinsam mit Richard von Weizsäcker, "Was für eine Welt wollen wir?" und 2008 "Was bleibt von uns? Das Ende der westlichen Weltherrschaft". |
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